Gestern war ich in einer Buchhandlung in der Innenstadt, da fand ich ein Buch, auf dem dick und fett der Name »Harry Rowohlt« prangte. »Harry Rowohlt«, dachte ich, »den finde ich super«. Also nahm ich das Buch zur genaueren Betrachtung in die Hand. Wie ich bemerkte, bestand der Text des Buches aus Briefen, die Harry Rowohlt anderen Personen geschrieben hatte. Nicht in einer besonderen Reihenfolge, auch nicht mit Antworten der Adressaten, einfach nur die Briefe, die Herr Rowohlt zu Lebzeiten wohl doppelt geschrieben hatte, um die Hälfte davon zuhause zu deponieren, damit nach seinem Tode ein Nachlassverwalter sie nehmen und zu Büchern verarbeiten konnte.
Ich frage mich, wie das bei Personen funktionieren wird, die in der heutigen Zeit aufwachsen und leben. Briefe schreiben ist total oldschool, nur wenige Leute tun das regelmäßig und wenn doch, könnte es sein, dass sie beim Schreiben schon an ihren Nachlassverwalter und ein Buch denken, dass so ähnlich ist wie das von Harry Rowohlt. Vielleicht werden in 20 oder 30 Jahren Chatverläufe von Whatsapp oder anderen Messengerdiensten in Bücher gedruckt und die Leserschaft darf sich an Plattitüden und Unwichtigkeiten nebst Emojis und Rechtschreibfehlern erfreuen. Aus Datenschutzgründen müssten die Antworten der Chatpartner natürlich herausgestrichen werden. Wenn ich so darüber nachdenke, freue ich mich schon auf die erste Whatsapp-Biografie.