Einige Leute sind anders als die anderen. Es gibt zwei Typen von anderen Leuten: Die Außenseiter und die Hipster. Gut, es gibt noch viele andere, aber wir beschränken uns heute auf diese zwei Typen. Besonders, weil sich die meisten anderen Leute einem dieser beiden Typen zuordnen lassen.
Außenseiter nennt die Gesellschaft Leute, die auf eine Art anders sind, die die Gesellschaft nicht akzeptiert. Oft haben diese Leute spezielle Interessen, sehen außergewöhnlich aus oder verhalten sich anders als der Durchschnittsmensch.
Hipster dagegen sind gesellschaftlich akzeptiert. Sie dürfen anders sein, werden nicht ausgeschlossen und setzen ihre außergewöhnlichen Interessen, ihr Aussehen und ihr Verhalten oft mehr oder weniger gekonnt in Szene.
Doch wo liegt eigentlich der Unterschied? Die Wahrheit ist folgende: Der Hipster hält sich an bestimmte Grundnormen der Gesellschaft, kennt diese und kann einschätzen, wie weit er mit seinem Anderssein gehen kann. Der Außenseiter kann die Gesellschaft manchmal gar nicht einschätzen. Manchmal ist es auch gar nicht sein Ziel, überall akzeptiert zu sein.
Im Grunde genommen ist ein Hipster ein angepasster Außenseiter. Und nicht mal alle Leute, die als Hipster bezeichnet werden, sind auch wirklich welche. Es gibt bestimmte Kleidungsstile, die in bestimmten Kreisen als hipstertypisch gelten. Der echte Hipster zeichnet sich aber dadurch aus, dass er nicht nur durch das Aussehen, sondern auch durch Verhalten und Interessen als anders erkennbar ist. In der Jugendkultur hat sich nur leider das Bild des falschen Hipsters festgesetzt, sodass Hipster inzwischen eher als Schimpfwort und nicht als alternative, aber integrierte Person gemeint ist.
Den eigentlichen Unterschied machen aber nicht Hipster und Außenseiter, sondern die Gesellschaft. Wenn die Gesellschaft bestimmte Leute ausschließt, müssen nicht die »Ausgestoßenen« an sich arbeiten. Die Gesellschaft muss stattdessen toleranter werden. Aber eine ganze Gesellschaft zu verändern ist schwer. Dennoch müssen wir zeigen, dass Leute, die komisch aussehen, nicht komisch sind. Dass Leute, die sich verhalten, als seien sie blöd, nicht blöd sind.
Aber das ist schwierig für »normale« Leute. Jeder, der sich anders verhält, wird erst einmal komisch angesehen. Ein gutes Beispiel sind Vegetarier. Viele Fleischesser glauben, Vegetarier zum Fleisch essen bewegen zu müssen. Denn Fleisch essen ist ja normal. Dass sich jemand bewusst dagegen entschieden hat, kommt vielen Leuten nicht in den Sinn.
Ein anderes Beispiel: Nerds. Gut in Mathe, oft schlecht in zwischenmenschlichen Beziehungen. Nerds sind in der Schule häufig die Außenseiter. Sobald sie etwas wissen, sind sie für einige Sekunden ganz cool, danach wird sich wieder über sie lustig gemacht. Auf das Aussehen achtet der Nerd, wenn man nach den Vorurteilen geht, nicht. In einer modebewussten Jugendkultur ein absolutes No Go. Selten werden Nerds in eine Klassengemeinschaft aufgenommen. Dass aber auch etwas Positives in ihnen steckt, wird leider oft übersehen. Und das ist schade.
Ich versuche schon seit einigen Jahren, toleranter zu sein. Leute, die anders aussehen und deshalb ausgeschlossen werden, versuche ich mir genauer anzusehen und ihr wirkliches Inneres zu entdecken. Leute, die anders denken, versuche ich zu verstehen und diskutiere gern mit ihnen. Und ich merke, wie ich immer toleranter werde. Aber wahrscheinlich bin ich damit auch ein Außenseiter.
du hast soeben ein stück weit meine auffassung gegenüber dem vermeintlichen ‚hipstertum‘ revolutioniert. wenn ich, mit verlaub, deine worte benutzen darf – du erweitertest meine toleranzgrenze. vielen dank.
du schreibst über ’nerds‘ als wären sie aliens. mich interessiert: wenn du weder hipster, noch nerd, noch konsequenter außenseiter bist, wer bist du dann? (falls du darauf antworten möchtest)
etwas nettes für die nacht, adieu et merci beaucoup.
Ich glaube, es ist schwer, sich selbst einer Gruppe (oder Schublade?) zuordnen. Von meinen Freunden werde ich oft als »Hipster« bezeichnet, obwohl ich vielleicht gar nicht so weit gehen würde. Ich bin einfach so, wie ich bin und wie ich sein möchte, ohne viel Rücksicht auf die Massenmeinung zu nehmen. Das halte ich für die einzige sinnvolle Verhaltensweise. Denn ohne selbst nachzudenken mit dem Strom zu schwimmen, macht ja auch keinen Spaß.
Wahrscheinlich bin ich ein Stück von allem, was du beschrieben hast. Wie gesagt, Schubladendenken liegt mir nicht so :)
(Ich mag übrigens den Song, den du angehängt hast :) )
ich musste gerade schmunzeln. irgendwie ist das genau die antwort, die ich mir schon erdacht habe. etwa so wie das gefühl, dass einem etwas „auf der zunge liegt“, man nur nicht drauf kommt. Ich finde es immer wichtig, dass es einem selbst angenehm ist man selbst zu sein.
ja schubladen gibt es im leben schon genug. ich mag immer die vorstellung von wolken. mal hier, mal da, mal flockig, mal nicht.
ich würde dir von herzen gern die acousticversion(!) von „need your love“ von temper trap anhängen, allerdings finde ich in keinem onlineportal die ‚richtige‘ version. falls du spotify oder ähnliches besitzt, kann ich dir den song nur empfehlen, falls du mal zeit für schöne musik übrig hast.
in diesem sinne: