Ganz in der Nähe soll eine neue Straßenbahnstrecke gebaut werden. Ich finde das super, schließlich wird das eine schnelle Verbindung in die umliegenden Stadtteile bedeuten. Aber nicht alle sind so begeistert wie ich. Es sind Wutbürger, die sich immer neue Ideen einfallen lassen, um die Straßenbahn zu verhindern, denn der Autoverkehr könnte ja langsamer werden.
Ich finde es schade, dass es heutzutage immer noch nicht möglich ist, weitestgehend protestfrei eine Straßenbahnstrecke zu bauen. Denn die Argumente, die von den Gegnern benutzt werden, sind abgegriffen und gelten heute sowieso nicht mehr.
Es wird gesagt, die Straßenbahn sei laut. Das stimmt nicht, denn die neuen Straßenbahnen sind fast unhörbar. Einige Leute hielten die Bahn sogar für zu leise.
Es wird gesagt, die Straßenbahn behindert den Verkehr. Das stimmt nicht, denn die Gleisanlagen liegen auf eigenen Trassen, getrennt vom Autoverkehr, damit beide Verkehrsarten sich nicht gegenseitig behindern.
Es wird gesagt, die Straßenbahn wird nicht gebraucht. Das stimmt nicht, denn die Busse auf diesem Abschnitt sind oft überfüllt – klar, dass die Verbindung derzeit von vielen Fahrgästen als unangenehm empfunden wird.
Es wird gesagt, die Straßenbahn soll gebaut werden, aber nicht vor meiner Haustür. Das geht nicht, weil die anderen Möglichkeiten bereits getestet wurden und entweder baulich nicht sinnvoll oder viel zu teuer waren.
Sie wollen sagen, dass sie viel lieber Auto fahren. Dass sie eigentlich selten Straßenbahn fahren und sich nicht vorstellen können, sie täglich zu nutzen. Dass sie viel lieber selbst Vorfahrt haben wollen und im Grunde die Straßenbahn- und Busfahrer wegen ihrer Vorfahrt hassen. Ja, dass sie die Straßenbahn an sich hassen, abgrundtief, weil sie immer nur im Weg ist, wenn man durch die Stadt fährt.
Leute, wacht mal auf. Man kann sich heutzutage nicht mehr auf ein Verkehrsmittel beschränken. Jeder Verkehrsteilnehmer hat das Recht, zu existieren und sich so fortzubewegen, wie es ihm gefällt. Der Fokus kann nicht immer auf dem Auto liegen, wie in den 1960ern und 1970ern. Jeder muss irgendwann mal an einer Ampel warten, sei es ein Fußgänger, Radfahrer, Autofahrer oder eben Straßenbahnfahrer. Niemand hat das Recht auf absolute Vorfahrt.
Im Straßenverkehr gilt es, Rücksicht auf alle anderen Teilnehmer zu nehmen. Nehmt doch mal das Rad, um in der Stadt zu fahren. Geht doch auch mal etwas längere Strecken mal zu Fuß. Nutzt doch mal die öffentlichen Verkehrsmittel, um ans andere Ende der Stadt zu fahren. In einer Stadt kann man auf das Auto oft sehr gut verzichten. Wenn man nur will.
Und wer ÖPNV nutzen will, aber nicht aufs Auto verzichten will, kann ja die wunderbare Kombination namens TAXI nutzen ;-)