Ich muss sagen, dass »Werwolf« spielen nach einiger Zeit echt ermüdet. Und damit meine ich nicht, dass ich nach einigen Runden besser schlafen könnte, sondern vielmehr, dass ich nach einigen Tagen mit allabendlichem Spiel keinerlei Lust mehr verspüre, jemals wieder Dorfbewohner, Werwolf, Hexe, Amor, Seherin, Jäger oder Spielleiter zu sein. Dabei hatte alles so schön angefangen.
Es ist bestimmt schon fünf Jahre her, wenn nicht noch länger, dass ich zum ersten Mal Werwolf spielte. Das war auf einer Jugendfreizeit, des abends, nach getaner Arbeit. Ein guter und spannender Tagesausklang, wie ich fand, denn wer wollte nicht auch wissen, welche Karten verdeckt vor den Mitspielern lagen? Ich fand an diesem Spiel viel Gefallen, im Grunde war es für mich eine vollkommen neue Spielerfahrung, denn weder war Werwolf ein richtiges Kartenspiel, noch war Werwolf ein Brettspiel, es war eigentlich ein Diskussions- und Kombinationsspiel. Man musste nachdenken und Entscheidungen hatten direkte Konsequenzen. Was alles sehr spannend machte. Und das mag ich.
In den nächsten Jahren fuhr ich immer wieder bei dieser Jugendfreizeit mit, es wurde noch öfter Werwolf gespielt. Und dieses Jahr, im Urlaub, kam der Moment, der das Fass überlaufen ließ. Ich war mit einer Gruppe von Leuten im Urlaub, das Alter variierte zwischen einem halben und 70 Jahren. Viele, nicht alle, spielten mit mir Werwolf, die Gruppenzusammensetzung war fast immer die selbe. So kam es, dass man die anderen immer gut beobachten konnte. An der Körpersprache lesen konnte, welche Funktion die jeweilige Person hatte. Und das ließ die ganze Spannung des Spieles auf einmal verfliegen. Man sprach sich mit immer mehr Leuten während des Spiels ab, ging alle anderen Leute nach und nach durch und erkannte schon bald anhand von Mustern, wer diese Leute wohl waren, die Trefferquote lag bei nahezu 100 Prozent.
Ihr werdet sicherlich verstehen, dass mich das Spielen von Werwolf immer weniger reizte. Inzwischen könnte ich ohne Probleme sagen, dass ich nicht mehr Werwolf spielen möchte, vielleicht nie wieder. Es war halt einfach zu viel.
Im Grunde ist es schade um das Spiel. Denn Werwolf ist eigentlich super – bis man verstanden hat, wie es wirklich funktioniert.
So geht es mir auch oft^^ Der Lauf des Lebens… In der Schule habe ich dieses Spiel noch geliebt, inzwischen könnte ich dabei einschlafen. Und erinnere mich wehmütig an die Zeiten, wo wir vor Lachen noch von den Stühlen fielen.