Es gibt drei große (beachtenswerte) soziale Netze. Sie alle verfolgen andere Strategien, haben unterschiedliche Ziele und scheinen gut zu funktionieren. Sie heißen Facebook, Twitter und Google+. Über alle drei habe ich hier bereits geschrieben. Vor einiger Zeit ist mir allerdings klar geworden, worin sich die großen Drei vor allem unterscheiden. Und dazu stelle ich drei Thesen auf.
Bei Facebook sind alle. Außer die, die nicht bei Facebook sind.
Die meisten Leute, die ich kenne sind nur daher bei Facebook, weil die meisten ihrer Freunde auch bei Facebook sind. Sie stehen weder hinter der Idee von Facebook, noch sind sie mit dem »Datenschutz« Facebooks einverstanden. Für viele ist Facebook wegen der Selbstverständlichkeit, dass wirklich (fast) alle Leute bei Facebook sind, zu einer Art »Internet im Internet« geworden.
Wenn du bei Facebook bist, kannst du ausprobieren, wie es für dich ist, wenn du ins Internet gehst, dabei aber nicht Facebook öffnest. Wenn du ein »durchschnittlicher« Facebooknutzer bist, wirst du bemerken, wie viel Zeit deiner Internetzeit du bei Facebook verbringst (selbst, wenn es nur im Hintergrund offen ist, damit man »erreichbar« ist). Und weil die Facebookwelt nur für registrierte Facebooknutzer zugänglich ist, ist es ein Internet im Internet.
Das Problem, an diesem »Internet im Internet«-Modell ist, dass die meisten Facebooknutzer denken, sie könnten Facebooks Einstellung gegenüber dem Datenschutz verändern. Viele bedenken dabei nicht, dass Facebook ein kommerzielles Produkt ist und keineswegs so unabhängig ist, wie der Rest des Internets. Dabei kann das Datenschutzproblem innerhalb weniger Minuten gelöst werden: Das Löschen des Accounts ist nur wenige Klicks entfernt …
Google+ ist innovativ.
Langsam scheint es ein Umdenken im Hinblick auf soziale Netzwerke zu geben, die nicht blau sind und Facebook heißen. Immer mehr Leute, die ich kenne, beginnen, sich mit Google+ anzufreunden und die Vorteile darin zu erkennen. Denn Google+ verändert unglaublich viel in der Welt der sozialen Netze. Durch innovative Funktionen (ich sage nur: Hangouts, Communitys, Local, Events, Kreise, …) hat Google gezeigt, dass viel mehr in sozialen Netzen steckt, als bisher geglaubt. Und das ohne Werbung.
Auch die Leute bei Google+ sind anders. Die Beiträge und Diskussionen sind fundierter, ausführlicher und deutlich interessanter als bei Facebook. Ich persönlich halte Google+ allein deshalb für ein Computermedium und nicht unbedingt für ein Nebenbei-Ding wie Facebook, das oft auf dem Handy konsumiert wird. Aus Google+ kann man am meisten herausholen, wenn man sich voll und ganz damit beschäftigt – keine weiteren Tabs dabei offen hat und man sich für eine halbe Stunde Zeit und Konzentration nimmt, um einen sinnvollen Beitrag zu den Inhalten zu leisten.
Natürlich ist Google+ auch dazu da, um den Nutzer an die Googledienste zu binden – Google macht es den Nutzern allerdings auch sehr leicht, unabhängig von den Googlediensten zu werden / bleiben. Dafür hat Google viele Infoseiten und einige Onlinedienste geschaffen. Ein Blick lohnt sich immer.
Twitter ist genial / geil.
Und das ist nun wirklich nicht gelogen. Twitter ist so einfach, dass man alle Funktionen innerhalb weniger Minuten vollständig seinen Leuten erklären könnte. Hashtags (wie #yolo oder #aufschrei) wurden bis weit über die Grenzen des Internets bekannt und erleichtern Millionen von Menschen die Interaktion. Die Maximalzeichenlänge von 140 Zeichen pro Tweet hat vielen Nutzern geholfen, ihre Aussagen auf den Punkt zu bringen und sich kurz zu fassen. Und gerade, weil bei Twitter die Beiträge (Tweets) im Vordergrund stehen und nicht die Menschen dahinter, hilft Twitter ein Stück weit, die digitale Schizophrenie vorzubeugen.
Die Werbung auf Twitter ist sehr dezent und besteht aus gesponserten Tweets und Follow-Vorschlägen. Die gesponserten Beiträge sind deutlich mit einem orangen Symbol gekennzeichnet. Sehr angenehm. Wenn ich an meine Facebookzeit zurückdenke …
Und das waren die drei Thesen. Bei Facebook sind alle (außer die, die nicht bei Facebook sind). Google+ ist innovativ. Twitter ist genial / geil. Daraus besteht die Welt der sozialen Netze. Und irgendwie ist es toll, keiner von »Allen«, die bei Facebook sind, zu sein.
Mehr zur erwähnten »Digitalen Schizophrenie« gibts beim nächsten Mal.