Ich bin nicht mehr bei Facebook. Und das seit einer Woche. Ich habe mehr geschafft als je zuvor in meinem Leben. Ich konnte mein Leben leben.
6 Tage bevor ich diesen Artikel schrieb, beantragte ich die Löschung meines Facebookaccounts. Ich bin seitdem nicht mehr bei Facebook gewesen, merkte aber, wie verbreitet Facebook im Internet überhaupt ist. Fast überall kann man sich mit dem Facebookaccount einloggen, fast überall kann man Seiten und Dinge liken, fast überall sind Facebooklogos und Facebookbuttons zu sehen. Und ich gehöre nicht dazu. Ich finde es wunderschön.
Ich chatte weniger, seit ich nicht mehr bei Facebook bin. Chatten kann man mit mir jetzt nur noch via Skype oder Google Talk (bzw. Google+). Es besteht auch noch die Möglichkeit, dafür das kattelbook (das unbedingt einen neuen Namen braucht) zu verwenden, aber ich bin dort schon seit Monaten nicht mehr gewesen. Chats sind interessanter geworden. Man redet über wichtigere Dinge als davor. Hangouts sind interessanter geworden. Außerdem beschäftigt man sich ausführlicher mit den Leuten im Real Life.
Mein Leben wurde aufgewertet. Noch ist mein Account nicht gelöscht worden. Aber bald ist er (hoffentlich) weg.
Statt Facebook kann man sehr gut eine Kombination aus Skype, Twitter und Google+ verwenden. Ich werde mich jetzt ausführlicher mit diesen drei Services auseinandersetzen.
Skype
Skype ist ein Chatclient, der von Gerät zu Gerät kommuniziert und dabei teilweise über Server gesteuert wird. Die Chatprotokolle werden nicht zugänglich gespeichert, d.h. bei Updates oder einem neuen Computer sind alle Chatprotokolle weg. Skype eignet sich sowohl für Textchats, als auch für Audio- und Videochats. Der Textchat ist sehr schnell und wird durch wahlweise animierte Smileys unterstützt. Das nachträgliche Bearbeiten oder löschen von Nachrichten wird unterstützt. Die Soundqualität von Audio- oder Videochats ist überraschend gut. Daher wird Skype auch im professionellen Bereich eingesetzt. Bei langsamen Internetverbindungen kann es allerdings sein, dass die Sprache in Teilen unverständlich wird. Die Bildqualität der Videochats ist je nach Webcam mittelmäßig bis relativ gut. Man kann bei Skype eine sog. Statusmeldung posten, die in Form einer Denkblase neben dem Kontaktbild angezeigt wird. Angelehnt an klassische Telefone gibt es auch bei Skype die Möglichkeit, einen Anrufbeantworter einzurichten. Außerdem kann man gegen Entgeld SMS und Telefonate mit echten Telefonen führen. Außerdem bezahlen muss man, wenn man Videochats mit mehr als einem Partner führen möchte. Skype kann nicht für Notrufe genutzt werden.
Der Kurznachrichtendienst Twitter erlaubt es, Textnachrichten in Länge von 160 Zeichen mit der Welt zu teilen. Jeder Tweet (Twitter-Nachricht) ist öffentlich einsehbar (außer PMs). Die Beschränkung auf 160 Zeichen wirkt im ersten Moment unsinnig, ist aber nach einiger Zeit kein Störfaktor. Man lernt, sich kurz zu fassen und wenn man mehrere Sachen twittern möchte, verfasst man halt ebensoviele Tweets. Bei Twitter kann man seinem Profil ein individuelles Hintergrundbild zuweisen. Es gibt auch Twitterdesignsites, auf welchen man nicht nur das Hintergrundbild, sondern auch die Schriftfarbe uvm. bearbeiten kann. Twitter ist kein soziales Netzwerk im klassischen Sinne. Nicht die Personen, sondern die Tweets stehen im Vordergrund. Außerdem praktisch: In allen Tweets kann man Leute erwähnen (bspw. »@Tim_ist_kuhl«) und man kann Hashtags hinzufügen (eine Art Thema des Tweets, bspw. »#kattelturm«). Die am häufigsten genutzten Hashtags kommen in die »Trending Topics«, eine Rangliste aller Hashtags. Leuten, die man interessant findet, kann man »folgen« oder »followen«, um deren Tweets auf die eigene Startseite zu bekommen. Twitter ist die Netzgemeinde, von der so oft geredet wird. Alles, was das Netz interessiert, findet man bei Twitter und oft auch in den Trending Topics. Es besteht zudem die Möglichkeit, Tweets zu lesen, ohne bei Twitter registriert zu sein.
Google+
Google+ ist mehr als nur ein soziales Netzwerk. Google+ ist die Verbindung aller Googledienste (z.B. Android, Google Maps, Gmail, Play Store, Google-Suche, …). Daher integriert es sich perfekt und ist demnach sehr gut für alle geeignet, die oft Googledienste verwenden oder ein Androidhandy besitzen (für alle anderen natürlich auch!). Google+ macht das Teilen von Inhalten mit bestimmten Personengruppen einfacher. Da man sich sog. Kreise anlegen kann, in welche man Leute oder Seiten einsortieren kann (man kann auch eine Person/Seite in mehrere Kreise stecken) wird die Privatsphäre mehr geschützt und nur die Leute, die eine Nachricht bekommen sollen, bekommen sie letztendlich auch. Auch Veranstaltungen können erstellt, geplant und angesehen werden. Die Facebookpartys erscheinen im Gegensatz zu Google+-Veranstaltungen mickrig und sehr altmodisch (mehr zu Google+-Veranstaltungen später). Mit dem integrierten Google Local können Orte, Restaurants, Kinos, Sehenswürdigkeiten, … einfach bewertet und empfohlen werden (Dislikes sind möglich) und man kann sich informieren und Fotos ansehen, bevor man bspw. Essen geht. Sehr innovativ sind die Hangouts, die ich bereits vor einiger Zeit näher beschrieben habe. In Posts bei Google+ gibt es wie bei Twitter die Möglichkeit des Erwähnens von Leuten und Seiten (bspw. »+OneFM«) und es gibt auch Hashtags (wie bei Twitter, bspw. »#kattelturm«). Wenn ein Post oft genug geteilt oder +1 (Äquivalent zu Facebook-Like) wurde, kommt er in die »Angesagten Beiträge«, die ab und zu zwischen den Beiträgen der Leute/Seiten erscheinen, denen man folgt. Nur »Angesagte Beiträge« bekommt man in der Kategorie »Entdecken« angezeigt. Es besteht die Möglichkeit des Textchats, Audiochats und trotz Hangouts auch Videochats. Die Einstellungsmöglichkeiten sind aber nicht so vielfältig, wie bei Skype.
Das Leben nach Facebook ist sinnvoller, weniger Zeitaufwendig und weniger selbstdarstellend. Ich bin zufrieden.
Und doch ist es häufig so, dass man schon fast gezwungen ist, bei Facebook angemeldet zu sein bzw. angemeldet zu bleiben.
Klar, diesen Zwang erlegt man sich immer selbst auf, aber während man dem bloßen „dazugehören wollen“ und der Angst „etwas zu verpassen“ noch relativ leicht sich selbst gegenüber Einspruch erlegen kann (wobei das häufig gar nicht so leicht zu sein scheint :-) ) wird es schon schwieriger, wenn man wegen Beruf oder Schule Facebook nutzen muss. Kollegen und Mitschüler nutzen Facebook mittlerweile tatsächlich um Infos schnell und praktisch auszutauschen (Projekte, Referate, etc.) Ist man dort nicht angemeldet, stößt man nicht gerade auf viel Verständnis, wenn man möchte, dass das ganze doch auch per klassischer E-Mail geregelt werden kann.
Was ja eigentlich wesentlich sinnvoller wäre – Facebook hat ja nen enormen Ablenkungsfaktor, weshalb ich mir auf jeden Fall vorstellen kann, dass man ohne das Ganz so viel mehr Zeit für wichtigere Dinge hat.
Was bedeutendes verpasst man doch auch ohne Facebook nicht und möchte man wirklich mit jemandem in Kontakt bleiben, ist das doch nicht von einer einzigen Internetplattform abhängig.
Liebe Grüße